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Marktkommentar Heizöl 18.08.2022

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„Oelpreise so tief wie vor Kriegsbeginn!“ So titeln einige Zeitungen in den letzten Tagen, und damit lagen sie gar nicht unbedingt falsch. An der New Yorker Rohstoffbörse NYMEX war der Preis für ein Barrel Rohoel vorübergehend deutlich unter die 90 Dollar-Marke gesunken; dies nach Rekordwerten von gegen 130 Dollar Anfang März des laufenden Jahres.

Allerdings wirkt sich diese eigentlich recht erfreuliche Entwicklung aus unterschiedlichsten Gründen nur bedingt auf unsere Heizoelpreise aus. Da sind primär einmal die horrenden Rheinfrachttarife zu nennen: Aufgrund der sehr spärlichen Niederschlagsmengen in den letzten Monaten können die Frachtschiffe bei extrem niederen Wasserpegeln nur noch sehr reduzierte Kontingente transportieren. Statt Normalfrachten von 20 CHF pro Tonne werden deshalb aktuell über 160 CHF pro Tonne bezahlt. Auf die Schiene auszuweichen ist auch keine Option, der Kesselwagen-Güterverkehr fährt in Deutschland seit Monaten sowieso vollständig am Limit.

Kommt dazu, dass einige Raffinerien mit Kapazitätsengpässen kämpfen; auch wenn die EU-Sanktionen für russische Produkte erst ab 2023 in Kraft treten, ist der europäische Markt schon heftig im Umbruch. Wer als Konsument die Planungssicherheit bevorzugt, bestellt jetzt, zu Preisen die doppelt so hoch liegen im Vergleich zu den Vorjahren. Andere wiederum warten mit dem Heizoelkauf noch zu, in der Hoffnung auf baldige Niederschläge und eine entsprechende Entspannung am Rhein. Eine grössere Wundertüte kommt dann im Herbst noch auf uns zu: Mit wieviel russischem Gas dürfen die europäischen Verbraucher rechnen? Im negativen Fall bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen eine Energieträgersubstitution im grossen Stil auf die Heizoelpreise hat.